Finch-Familiensitz

[Black Heart]

Vorsichtig schlängelte ich mich zu dem Kasten und griff mir die Putzmittel. Dabei achtete ich nur all zu sehr darauf, Mattis nicht erneut zu berühren. Ich schaute nochmal zu ihm und entdeckte, dass die Blutung aufgehört haben musste. Schließlich ging ich in den Flur und begann das Blut weg zu machen. Bei seinen Symptomen, musste was mit heftiges mit seinem Kopf passiert sein. Was ist denn passiert, dass du dir so ne Verletzung zugezogen hast? fragte ich ihn. Ich hatte schon die ein oder anderen Blutflecken entfernen müsssen,.um die Hausbesitzer oder so, nicht zu erschrecken.

[Clover]

Ich zwang mich dazu ruhig aus und ein zu atmen, während ich methodisch begann zuerst meine Brille abzuwaschen und dann meine Haare und mein Gesicht zu reinigen. Immer wieder musste ich mich festhalten, da ich drohte zur Seite um zu kippen, doch ich schaffte es schließlich mich zu säubern, ehe ich eingehend das Waschbecken zu reinigen begann, wenn Darion schon so lieb war mir beim putzen zu helfen, dann wollte ich nicht riskieren doch angegangen zu werden, weil das Waschbecken meinetwegen dreckig war. Ich bin oben am Treppenabsatz gestolpert und runtergefallen. Zwar war meine Stimme nach wie vor seltsam schleppend, aber mein Tonfall war trotzdem ruhig und eigentlich einfach nur sachlich. So etwas passierte mir ständig und auch wenn ich es hasste, so war das etwas woran jeder hier im haus sonst gewohnt war, Darion aber natürlich nicht. Einer unserer Cousins hat mich statt seiner Schwester zum stolpern gebracht. Ein Glück, sie hätte sich sonst wirklich weh getan.

[Black Heart]

Hört sich übel an meinte ich zu Mattis. Ich hob misstrauisch die Augenbrauen auf. Es schien seine Fähigkeit zu sein, das Unglück anderer auf sich zu nehmen. Das hatte er auch damit gemeint, dass unsere Fähigkeiten nicht immer ein Segen waren. Das meintest du also damit, dass Fähigkeiten nicht immer ein Segen sind sagte ich nachdenklich und putzte weiter. Du übernimmst quasi das Unglück anderer und alles was das mit sich bringt erklärte ich es mir auch hauptsächlich selbst. Blut war immer schlecht weg zu bekommen. Das war das einzige, was ich nebenbei bemerkte.

[Clover]

Sagen wir lieber ich bringe anderen Glück. Das Waschbecken war schließlich sauber, Porzellan ließ sich immerhin recht gut reinigen und so ging ich bald ziemlich unsicheren Schrittes zur Darion hinaus, um ihm beim Putzen des Bodens zu helfen. Meine Kleidung war noch ziemlich blutig, aber das konnte ich erst später ändern. Es ist besser wenn solche Sachen mich treffen als andere, ich sehe vielleicht nicht so aus, aber ich kann was aushalten. Not und Übung machten nun einmal einen Meister, jedenfalls in meinem Falle. Ich kniete mich neben dem größten Blutflecke nieder, der direkt am Ende der Treppe, und begann ihn wegzuschrubben. Es ging zwar nicht leicht, aber ich hatte ja doch Übung darin. Immerhin war ein großer, dunkler Fleck recht einfach zu sehen, trotz meiner immer noch schummrigen Sicht, an der nun allerdings nicht mehr meine verdreckte Brille schuld haben konnte.

[Black Heart]

Mattis kam schließlich in dem Flur und half mit beim Putzen. Ich würde das hier auch schon alleine hinbekomme erklärte ich. Du solltest dich eher ausruhen. Nach einem heftigen Sturz ist die Folge in der Regel eine Gehirnerschütterung fügte ich hinzu und sah ihn besorgt an. Ich machte mich nun an den nächsten Blutfleck. Leicht schüttelte ich den Kopf. Denn ich hatte nicht gedacht, dass ich dass wissen, was meine Eltern mir beigebracht hatten, jemals gebrauchen konnte. Das war neu für mich und eine ganz andere Erfahrung.Meine Eltern waren beide Ärtzte und deine Symptome weisen auf eine Gehirnerschütterung hin sagte ich skeptisch.

[Clover]

Da hast du vermutlich ganz recht, aber ich kann dich doch nicht mit meiner eigenen Sauerei alleine lassen. Ich hob den Blick und lächelte Darion an, auch wenn es etwas schief war. Ich kann mich später auch noch hinlegen. Und dann würde ich mich auch an meinem Vorrat an Hausmitteln bedienen den ich im Bunker hatte, auch wenn der hauptsächlich für Devin bestimmt war, in den seltenen Fällen, dass er seine Antibiotika nicht bei sich hatte oder sonst etwas brauchte. Ich wollte nicht riskieren, dass sich bei meinem geliebten großen Bruder irgendetwas entzündete.

[Black Heart]

Er lächelte mich schief an. Anscheinend konnte er wirklich nicht anders, als mir zu helfen. Ich zuckte mir den Schultern.Könntest du schon, ich nehme einfach an, dass du irgendwas befürchtest, wenn du es nicht tust vermutete ich, ihm gegenüber. Anders konnte ich mir das nicht erklären. Natürlich konnte es eine andere Erklärung geben, die fiel mir dann aber nicht ein. So langsam war ich dem Bad wieder näher gekommen. Ich wischte mir Schweißperlen von der Stirn. Geisteraustreibungen waren ja kein Problem, aber Hausarbeit und Putzen war ich noch nicht so ganz gewohnt. Das merkte ich gerade. Mattis wirkte auf eine gewisse Art und Weise blass, anders als vorher. Du siehst blass aus Mattis. Es wäre wirklich besser, wenn du dich ausruhst sagte ich mit einer Stimme, die beruhigend und einlullend wirken konnte. Sowas konnte ich ja schon, mit meiner Stimme zu manipulieren. Dem war ich mir auch bewusst.

[Clover]

Was man dreckig macht muss man auch wieder sauber machen. Ich erhob mich um an eine andere Stelle zu wechseln und kippte mit der Schulter mit einem leichten Rumpsen gegen die nächste Wand. Jetzt komm schon. Ich stützte mich an der besagten Wand ab und richtete mich wieder gerade auf, jedenfalls hoffte ich das, auf meinen Gleichgewichtssinn war gerade wirklich kein Verlass. Ich blinzelte hinter meinen Brillengläsern hervor zu Darions verschwommener Gestalt, weiterhin ein Lächeln im Gesicht. Sobald alles wieder sauber ist,
dank deiner großen Hilfe ist das ja schon fast geschafft. Ich unterdrückte so gut wie möglich die aufsteigende Übelkeit in meinem Magen, nicht, dass da besonders viel drin wäre was ich wieder ausspucken könnte, ich war seit dem Kuchen im Café vor ein paar Stunden nicht mehr zum essen gekommen. Ich bemerkte, dass mein Atem stoßweise ging und realisiere erst jetzt, dass der Sturz wohl meinen beschädigten Rippen geschadet haben musste, auch wenn ich den Schmerz von diesen nur dumpf wahrnahm. Hör auf über dich selbst nachzudenken, je weniger du spürst desto besser. Ich legte nun den kurzen Weg zu Darion nahe dem Bad zurück und half ihm noch die Flecken dort wegzubekommen, die im Bad waren schnell behoben dank der Fliesen.

[Black Heart]

Naja, du hast es nicht dreckig gemacht, du hast dich bei einem Unfall schwer verletzt sagte ich ernst und schaute ihn misstrauisch an. Sein Rumpsen gegen die Wand bemerkte ich auch noch zusätzlich. Du bleibst erstmal Sitzen, du kannst dich kaum auf den Beinen halten sagte ich ernsthaft zu ihm. Mein Blick war besorgt und auf eine gewisse Art liebevoll. Man konnte fast meinen, ich liebte ihn schon wie ein Bruder. Er war einer der wenigen, die Mitgefühl mir gegenüber zeigten. Dazu kam, dass er mein neuer Bruder war. Irgendwo sagte mein Bauchgefühl, dass ich ihm vertrauen konnte und mich um ihn kümmern konnte. Weswegen ich ihm auch meine fürsorgliche Seite zeigte.

[Clover]

Einen Moment sah ich Darion ehrlich überrascht an, seine Worte erinnerten mich an das was Devin in dieser Situation vielleicht auch sagen würde. Allerdings wäre mein älterer Bruder wesentlich wütender dabei gewesen, wie es eben seine Art war. Also eigentlich schon, es ist ja doch mein Blut. Trotzdem blieb ich auf seine Aufforderung hin nun sitzen, zu sehr daran gewohnt darauf zu hören was man mir sagte um mich in meinem verwirrten Zustand damit auseinander zu setzen.

[Black Heart]

Ich bedachte ihn mit einem nicken, als er sitzen blieb. Danach machte ich noch die Treppe sauber, ehe ich zum Bad zurück kehrte. Die Putzsachen packte ich beiseite. Also, wo ist ein Verbandskasten? fragte ich Mattis. Er konnte es in seinem Zustand wohl kaum selber machen. Putzen konnte ich zwar besser, weil ich da niemanden berühren konnte, aber gerade schien kaum jemand anderes da zu sein, der sich wirklich um Mattis kümmerte. Besorgt blickte ich meinen neuen Bruder an. Um mich selbst, hätte ich mich lange genug selber gekümmert. Dadurch dass ich bei Mattis andere Tode sah offenbar, als den von Mattis, machte es mir weniger aus. Vor allem weil ich mit dem Tod von fremden Personen viel besser klar kam. Dies war mit der Hauptgrund, warum ich mich so um ihn kümmerte. Es gab mir etwas Sicherheit. Auch du bist wichtig sagte ich Mattis ernst und nüchtern.

[Clover]

Unter dem Waschbecken ist einer. Ich lehnte mich mehr oder weniger frewillig gegen die Wand hinter mir, da die Welt sich zur Seite zu neigen schien und mich so gefühlsmäßig dagegen drückte. Wenn du mir den Kasten herbringst kann ich mich auch selbst verbinden. Das wäre vielleicht zumindest ein Kompromiss und ich damit nicht völlig nutzlos. Und außerdem würde Darion mich so nicht berühren müssen, ich wollte ihn nicht in eine ungewollte Situation bringen. Zumindest nicht noch mehr.

[Black Heart]

Der Tod von fremden macht mir weniger aus sagte ich zu ihm und schnappte mir den Verbandskasten. Vorsichtig zog ich mir die Handschuhe an und schnappte mir mehrere Tupfer, so dass eine dicke Lage entstand, welche ich mit Desinfektion tränkte. Das wird jetzt brennen sagte ich zu ihm, sowie meine Eltern das immer zu mir bei sowas gesagt hatten. Vorsichtig begann ich an der Wunde zu tupfen. Die Bilder vom Tod eines Obdachlosen, ich ging davon aus, dass er einer war, schob ich beiseite und konzentrierte mich auf die Behandlung, während ich etwas schwerer atmete, weil die Bilder dennoch eine Belastung waren. Nachdem ich zu Ende desinfiziert hatte, nahm ich ein Wundpflaster und klebte dies auf die Wunde, da es groß genug war. Diesmal zogen Bilder vom Tod einer Person durch meinen Kopf, deren Geschlecht ich nichtmal bestimmten konnte. Kurz nach dem das Pflaster aufgeklebt war, schüttelte ich mich und nahm einen Verband, welchen ich Mattis um den Kopf bund, während der Tod einer obdachlosen Frau, die mir sehr ähnlich sah, mir durch den Kopf zog. Wer das wohl war? Ich wusste es nicht. Ordentlich räumte ich den Kasten beiseite.Jetzt bringen wir dich mal ins Bett sagte ich zu ihm ernst.

[Clover]

Warte, du musst wirklich nicht... Meine Reaktion kam so zeitversetzt, dass Darion bereits das Desinfektionsmittel über den Tupfer gegen meine Schläfe drückte. Die Wunde sah wilder aus als sie wirklich war, Kopfverletzungen bluteten nun einmal sehr stark. Ich spürte das Brennen an der Stelle allerdings kaum, alles schien abgestumpft zu sein, von den hämmernden Kopfschmerzen einmal abgesehen, die einfach nicht nachlassen wollten. Ich beobachtete verwirrt und auch besorgt wie Darion sich um mich kümmerte und meinen Kopf schließlich verband. Das hättest du wirklich nicht tun müssen. Danke. Bist du okay? Ich machte mich wieder daran aufzustehen, einmal mehr mit der Hilfe der Wand hinter mir, auch wenn ich dabei immer schiefer wurde, trotzdem schaffte ich es letztlich auf beiden Beinen zu stehen.

[Black Heart]

Mattis abwehrende Reaktion kam zu spät, als das sie mich hätte aufhalten können. Schließlich fragte er mich ob alles okay sei und drückte sich an der Wand hoch. Mit den Bildern von dem Tod von Fremden komm ich klar sagte ich und blickte ihn besorgt an. Dabei musste ich hoch blicken, da er doch größer war als ich. Nun fuhr ich mir durch die Haare. Tief atmete ich ein und aus. Ich schlung mein Arm um seine Tallie, um ihn zu stützen. Nun folgen mir weitere Bilder vom Tod eines Fremden durch die Gedanken. Kurz musste ich schwer schlucken. Gerade habe ich nur Bilder von Ner Frau gesehen, die mir ähnlich sieht. Aber ich hab die noch nie im echten Leben gesehen sagte ich nachdenklich.