Finch-Familiensitz

[Clover]

Okay, wenn du jemals darüber reden möchtest bin ich gerne bereit dir zuzuhören. Ich ließ das Angebot in Reichweite, wenn er jemals mit mir darüber reden wollen würde. Wir könnten das irgendwann in Angriff nehmen. Ich brachte anderen gerne etwas bei und das Leben anderer zu bereichern freute mich ebenfalls sehr. Darion ergriff meine Hand und riss sie gefühlt sofort wieder zurück. Besorgt runzelte ich die Stirn und wartete was er sagen würde. Seine Aussage brachte mich dazu überrascht meine Augenbrauen zu heben, ehe Erkenntnis in meine grünen Augen trat und sich mein Blick ein bisschen trübte, trotzdem behielt ich das Lächeln auf meinem Gesicht, warm, verständnisvoll und auch etwas entschuldigend. Ich schätze meine Fähigkeit spielt da mit. Wenn ich in der nähe dieser jungen Frau bin, wenn diese Sache passiert, dann könnte es sein, dass es in diesem Moment mich trifft und nicht sie. Aber wenn ich deine Fähigkeiten richtig verstanden habe würde es ihr Schicksal wohl nur um eine kurze Weile verschieben.

[Black Heart]

Auf seine Worte, dass wir das irgendwann machen würden, nickte ich ruhig. Bei seinen Worten schüttelte ich den Kopf. Es ist nicht veränderbar. Außerdem waren die Bilder so stark und deutlich, dass es sehr kurz bevor steht. Das heißt man kann es so oder so nicht verhindern erklärte ich Mattis und zuckte mit den Schultern. Ich kippte mir noch ein wenig Sirup über meine restlichen Pfannkuchen. Die Bilder leuchteten immer noch wie ein Alarmsignal in meinem Kopf auf und ich schüttelte diesen, um wieder ein wenig klarer zu werden. Natürlch waren Fähigkeiten oft kein Sehen, aber sowas war schon heftig. Wenigstens war es keine Person, die ich besser kenne sagte ich nüchtern. Sowas zeigte mir, warum ich Berührungen hasste.

[Clover]

Es wird früher oder später passieren. Dem konnte man sowieso nicht widersprechen. Ich ging trotzdem immer vom Schlimmsten aus und das war in diesem Falle ein sehr unangenehmer und schmerzhafter Tag. Nicht tödlich, natürlich nicht, das war mir nicht vergönnt. Hör auf so zu denken. Du musst für die Familie da sein. Beim Thema Familie warf ich einen raschen Blick auf mein Intercom um Devin eine Nachricht zu schreiben und ihn über unseren Neuzugang aufzuklären. Möchtest du als nächstes dein Zimmer für die nächsten Tage sehen? Wir müssen erst noch ein richtiges für dich herrichten, Jasmine hat dich doch sehr spontan mitgebracht.

[Black Heart]

Ja alles passiert früher oder später sagte ich immer noch sehr ernst bei dem Thema. Es war auch das letzte, über welches ich Witze machen würde. Mattis Blick war kurz auf sein Intercom gerichtet. So einen Intercom hatte ich auch. Hatte ich bei einem meiner Aufträge in einem Intercom Geschäft mitgehen lassen. Der Besitzer war eh nicht im Laden und durch den Geist, hatten die Kameras sowieso nicht funktioniert. Ja es wäre sehr schön, den Ort wo ich schlafe zu sehen sagte ich tief. Kurz war meine Stimme gebrochen, ehe ich mit den Satz fertig war. Die High-School ist die Hölle für mich. Die ganzen ungewollten Berührungen sind die pure Folter erklärte ich.

[Clover]

Ich erhob mich vorsichtig und legte Darions Teller und das Besteck in die Abwasch, ehe ich ihm mit einem Lächeln auffordernd zunickte. Dann komm mal mit. Es ist nicht weit zum Gästezimmer. Ich ging langsam voran, sah aber trotzdem aufmerksam zu Darion, wodurch ich prompt gegen den Türrahmen rannte, was ich allerdings nur mit einem Seufzen quittierte, ehe ich weitersprach als wäre nichts gewesen. Es ist toll, dass du trotzdem hingehst, eine Ausbildung ist sehr wichtig. Aber ich hoffe du überforderst dich nicht zu sehr, ständig angefasst werden dort kann nicht leicht für dich sein. Ich hatte das auch nie gemocht, allerdings natürlich aus anderen Gründen als es bei Darion der Fall war, er hatte immerhin einen fundierten Anlass dazu.

[Black Heart]

Auf seine Aufforderung hin stand ich auf. Er lief vor und direkt vor einen Türrahmen. Er sprach weiter, als wäre nichts gewesen. Ich übergebe mich regelmäßig in den Pausen aufm Klo und kenne von fast jedem vom Schulflur den Tod. Selbst wenn ich sehe das jemand an Suizid stirbt, kann ich nichts unternehmen erzählte ich Mattis. Solche zusammenstöße schienen ihm oft zu passieren, weswegen ich das nicht groß beachtete. Aber in der Schulkantine gibt es essen und menschlich gesehen sind alle okay. Sie können ja nichts für meine Fähigkeit fügte ich noch hinzu. Mit meiner kleinen Tasche betrat ich leise das Zimmer. Es war klein und gemütlich. Vorsichtig stellte ich meine Tasche nebens Bett. Wenn man von der Straße kommt, wirkt selbst sowas wie Luxus, muss ich zu geben sagte ich zu meinem großen Bruder.

[Clover]

Das klingt furchtbar. Sich so viel zu übergeben konnte wirklich nicht gesund sein, vor allem da Darion, wie er es anklingen ließ, und was ja auch logisch war, nicht regelmäßig an Essen heran kam, außerhalb der Schule eben. Dann wirst du erst recht staunen wenn dein Zimmer dann fertig ist, ich bin sicher Jasmine ist schon dabei zu planen. Du hast vielleicht das Boot und den Sprinter-Van am Dach oben bemerkt? Das sind zum Beispiel die Zimmer von Lewis und Devin, Lewis ist mein... nein, jetzt unser Cousin und Devin ist unser großer Bruder. Du wirst beide bei Zeiten kennenlernen. Nun im kleinen aber sauberen Gästezimmer angekommen lächelte ich Darion wieder an. Magst du dich erstmal einrichten und einfinden? Wenn du mich suchen solltest, ich bin sicher irgendwo im Haus unterwegs. Oder brauchst du noch etwas? Hast du alles?

[Black Heart]

Ist es auch. Vor allem wenn man immer wieder zur schulischen Krankenschwester geschickt wird. Weswegen man immer wieder den viel zu grausamen Tod für eine so liebe Frau sehen muss erklärte ich Mattis. Auf seine Frage hin nickte ich. Solange man mich nicht berührt, lerne ich gerne andere kennen sagte ich nur dazu. Als er mich darauf ansprach, was ich nun machen wollte, zuckte ich mit den Schultern. Das einzige was ich in meiner Tasche trug, war etwas Bettzeug und ein paar Wechselklamotten. Meinen Intercom hab ich und das Zimmer wird schnell eingerichtet sein. erklärte ich. Schnell schüttete ich meine Tasche auf dem Bett aus und zeigte mit dem Finger drauf. Das ist alles was ich besitze. Aber ich denke, ich komme soweit alleine klar fügte ich hinzu und versuchte erneut ein Lächeln aufzusetzten.

[Clover]

Sie machen sich natürlich nur Sorgen um dich, aber trotzdem ist das sicher nicht leicht. Darion hatte wirklich nicht viele Sachen und ich überblickte die paar Dinge die er hatte kurz, ehe ich nickte und den kleineren jungen wieder anlächelte. Okay. das Bad ist gleich auf der anderen Seite des Ganges. Wenn du was brauchst kannst du jederzeit zu mir kommen, ja? Ich trat wieder aus der Tür hinaus auf den Gang, von wo aus ich Darion noch ein warmes Lächeln schenkte. Und noch einmal Willkommen in unserer Familie Darion. Damit ließ ich den Jungen alleine, damit er sich einfinden konnte. Ich ging erst einmal zurück in die Küche, wo ich das Geschirr von Darions Mahlzeit abwusch und auch gleich getrocknet wieder zurück räumte wohin sie gehörten. trotzdem hielt mich meine Mutter auf dem Weg aus der Küche heraus auf und machte mir Vorhaltungen, dass die Küche nicht sauber war und als ich ihr mit leiser Stimme zu verstehen gab, dass ich aufgeräumt hatte schnaubte sie nur und ging ohne ein weiteres Wort davon. Ich unterdrückte ein Seufzen und fuhr mir unter meiner Brille über die Augen, doch wie so oft hatte ich nicht viel Zeit für ein paar ruhige Momente, denn schon gellte ein Schrei durch das Haus, welcher meinem Namen ähnelte und ich ging los um herauszufinden wer nun wieder meine Hilfe brauchte. Am Liebsten wollte ich mich in meinen Bunker zurückziehen und einfach nur schlafen, aber ich hatte Devin versprochen nicht alleine zu bleiben und außerdem musste ich für Darion auffindbar sein, sollte er etwas brauchen. Und natürlich konnte ich mich auch nicht immer vor meiner Verantwortung meiner Familie gegenüber drücken. Was bist du nur für ein schlechter Mensch?

[Black Heart]

Werde ich machen und danke sagte ich noch zu Mattis, ehe dieser ging. Hinter ihm schloss ich die Tür und fand mich nun wieder alleine vor. Ich öffnete den Schrank und legte meine paar Sachen dort rein. Frisch gewaschen waren die erst, da ich erst neulich bei einem Recht sauberen Gewässer war. Als ich das getan hatte, bezog ich das Bett und als das fertig war setzte ich mich auf dieses. Nun zog ich meine Stiefel aus. Um meine Jacke über den Stuhl zu hängen, stand ich nochmal auf, um mich danach mit dem Rücken auf das Bett. Gedanken nachhängend schaute ich an die Decke.

[Clover]

Streit schlichten, bei Hausaufgaben helfen, ein bestimmtes Spielzeug suchen... ich hatte mehr als alle Hände voll zu tun. Meine Familie wusste, dass ich nicht Nein sagen konnte und alles tat worum man mich bat. Auch ohne dabei zu bitten ehrlicherweise. Schließlich kam ich gerade aus einem der Zimmer im ersten Stock heraus und war dabei nach einer meiner Cousinen die Treppe hinab zu steigen, als einer ihrer Brüder beschloss sie zum stolpern zu bringen. Da ich allerdings in der nähe war, ungesehen von besagtem Bruder, erwischte es natürlich nicht sie, sondern mich. Prompt krachte ich kopfüber den Treppenabsatz hinunter, während meine Cousine sicher stehen blieb. "Danke Mattis!" Sie rannte davon um mit ihrem Bruder zu streiten und ich brauchte erst einmal eine kleine Weile um mich wieder zu orientieren und von meinem Sturz zu erholen. Mein Kopf schmerzte und als ich die Hand dagegen presste spürte ich eine warme Flüssigkeit über diese laufen. Fuck. Ich versuchte so schnell wie möglich wieder aufzukommen und ins Bad zu eilen, da ich wusste wie böse man auf mich sein würde, wenn ich Blut auf dem Boden hinterließ, allerdings wurde mir mit einem Mal schwindlig und ich krachte gegen die nächste Wand. Scheiße, scheiße, scheiße... Ein weiterer Versuch brachte mich dann endlich wankend ins Bad und zum Waschbecken. Ich versuchte das Blut abzuwaschen, aber die Blutung wollte nicht aufhören, weshalb ich weiter fest dagegen drückte, so weh es auch tat, und halb blind nach dem Erstehilfekasten tastete, der hier irgendwo sein musste. Draußen ist jetzt bestimmt alles angesaut. Ich muss das aufputzen. Wenn diese blöde Stelle nur endlich aufhören würde zu bluten. Tödlich war die Platzwunde an meiner Schläfe nicht, sonst hätte mein Körper sich bereits dagegen geschützt, sie war also nur unangenehm. Mein weißes Haar und meine Brille waren jetzt mit Blut verschmiert, auch wenn es wilder aussah als es wirklich wahr.

[Black Heart]

Das nächste was ich deutlich hörte, war ein krachen. Was war passiert? Eigentlich hatte ich auf der Straße gelernt, dass jeder für sich alleine blieb. Aber das hier war wohl eine Art Familie. Machte man das so auch in Familien? Ich wusste es nicht. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Misstrauisch schaute ich übern Flur, wo ich Wasser hören konnte. Langsam schloss ich sie Tür und entdeckte Mattis, welcher Blutüberströmt im Bad stand. Auch im Flur und auf dem Boden konnte ich ein paar Tropfen erkennen. Brauchst du was? fragte ich ihn, auf meine gewöhnliche distanzierte art. Zwar hatte ich ihm meine Lebensgeschichte so gesehen erzählt, wusste aber dennoch nicht, wie man mit solchen Situationen umging. Erst recht nicht, wenn ich niemanden ohne Probleme berühren konnte. Besorgt und bedacht schaute ich in den Spiegel, wo ich blutrotes Haar und eine blutige Brille erkannte. In meinen Blick glitt etwas sanftes, etwas mitgefühl, wenn man es denn so nennen wollte. Was es genau war, wusste ich letztendlich selber nicht, aber es war da. Vielleicht war es ja möglich, das ich Mattis als Bruder schon ins Herz geschlossen hatte. Vielleicht war es einfach nur falsches Mitleid oder es war wirkliches Mitleid. Ich hatte nicht wirklich eine hohe Empathie. Dennoch gab ich zu jeder Sekunde meines Lebens mühe.

[Clover]

Ich fuhr zusammen, als ich hinter mir eine Stimme hörte, ich hatte nicht damit gerechnet, dass jemand kommen würde, noch weniger um nach mir zu sehen. Einen Moment erwartete ich doch noch angemotzt zu werden, doch registrierte ich dann, dank meines noch verwirrten Zustandes wesentlich später als es normal für mich wäre, die Stimme meines neuen kleinen Bruders. Shit, stimmt, er war ja im Gästezimmer. Obwohl ich kaum etwas sehen konnte blinzelte ich in den Spiegel, ungefähr in die Richtung in die Darion stehen musste, und setzte rasch ein Lächeln auf. Oh nein, alles bestens. Es schaut schlimmer aus als es ist. Meine Stimme hörte sich schleppend in meinen eigenen Ohren an. Ich runzelte die Stirn und bereute das sofort, denn diese kleine Bewegung zog an der Platzwunde an meiner Schläfe. Gut, dass die Kleine nicht gestürzt ist. Die Arme. Entschuldige, wenn ich dich gestört habe.

[Black Heart]

Nachdenklich und verwirrt zog ich die Augenbrauen hoch. Seine Stimme hatte einen Unterschied zu vorhin, was mir nicht unbemerkt blieb. Keine Sorge,gestört hast du mich nicht erklärte ich ihm, als er sich dafür entschuldigte. Sieht nach einer Sauerei aus. Sag mir wo was ist und ich kann dir helfen sauber zu machen bot ich ihm an. Das war das mindeste was ich tun konnte. Wundversorgung kam für mich ja nicht infrage. Ich wollte nicht schon wieder jemanden sterben sehen. Schließlich wollte ich Mattis Pfannkuchen noch ein wenig in mit behalten.

[Clover]

Die Hand mit der ich mich am Waschbecken abstützte krallte ich fester in das kühle Porzellan, als mich wieder ein Anfall von Schwindel übernahm. Reiß dich zusammen Mattis, du kannst dich später hinlegen. Meine Gedanken fühlten sich an, als würden sie durch Schlamm waten, aber langsam fixierten sie sich doch endlich auf einer Pseudodiagnose, immerhin war ich kein Fremder zu allerlei Verletzungen. Die Chancen waren gut, dass ich mir eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte, was meine seltsame Aussprache und den Schwindel erklären würde. Gehirnerschütterungen waren nervig und unangenehm und ich hatte kaum die Zeit dafür sie auszukurrieren, aber es war bei weitem nicht das schlimmste was mir schon passiert war. Ich musste es nur richtig kaschieren, was normalerweise kein so großes Problem war, mir gegenüber war außer Devin selten jemand aufmerksam genug gegenüber, allerdings konnte ich Darion was das anging noch nicht gut genug einschätzen und die hämmernden Kopfschmerzen in meinem verwirrten Kopf halfen dabei auch nicht gerade. Fokus du Idiot. Was hat er gesagt? Ich wischte mir etwas Blut aus den Augen und versuchte so etwas Zeit zu schinden um mein geschütteltes Gehirn zu durchforsten. Sauber machen? Ja, ich glaube das war es. Das ist lieb von dir. In dem Kasten hinter mir sind Putzmittel, aber du musst nicht, wenn du nicht magst, ich kann das auch nachher selbst sauber machen. Wieder setzte verstärkter Schwindel ein und ich biss die Zähne zusammen. Richtig, nicht zu viel anstrengend. Meine Güte, was kann ich eigentlich? Endlich schien die Blutung nachzulassen und ich konnte ein leichtes aufatmen nicht unterdrücken, als ich diese Veränderung bemerkte.