Der Versammlungsplatz

[Saphir]

Es war schwer Ralph fest zu halten, da er sich wehrte. Aber mein Programm verstärkte den Griff dadurch nur noch etwas mehr. Das sollte ich hinbekommen sagte ich ganz ruhig zu Simon und beobachtete ruhig die Situation. Er hatte seine Hand an Ralphs gesichtshälfte gelegt, etwas was mich an die Verbindung mit Markus erinnerte, als er mich geweckt hatte. Ich wusste nicht was er da versuchte. Aber er machte es bestimmt aus einem Grund. Ich hoffte das es Ralph helfen konnte.

[Ralph]

All mein Zappeln half nichts, ich wurde nicht losgelassen. Sie werden mir wieder weh tun! Tut Ralph nichts! Er hat nichts getan! Lasst Ralph in Ruhe! Panische Tränen rannen aus meinen Augen und ähnlich wie diese waren die dünnen Bäche aus Tränenflüssigkeit auch nicht gleich, denn der eine war klar und durchsichtig und der andere bläulich mit Thirium durchsetzt. Ich zuckte weg, als sich etwas an meine Wange legte, ich fürchtete es würde nun auch noch meine heile Gesichtshälfte zerstören, doch stattdessen drang etwas anderes vertrautes durch meine Prozessoren. Eine Aufforderung, der ich instinktiv Folge leistete, eine Aufforderung zur Verbindung. Kaum kam sie zu stande hörte ich auf mich zu wehren, meine Augen schlossen sich halb und langsam ging mein Stresslevel wieder runter, ein Prozent nach dem anderen, während mich Simons beruhigende Art durchflutete und ich ihm im Austausch meine Angstgefühle schicken konnte.

[Simon]

Ich atmete auf, auch wenn ich es nicht hätte müssen, als Ralph die Verbindung annahm und dich dann auch noch scheinbar beruhigte. Ich biss die Zähne zusammen, als die intensiven Gefühle von Furcht und schierer Panik auf mich einströmten, konzentrieren mich dabei aber fest darauf nur positive Dinge zurück zu schicken. Gefühle der Sicherheit und des Verstehens, der Dazugehörigkeit und der Wärme. Nach wenigen Momenten wandte ich den Blick zu Saphir, einnetwas angespanntes Lächeln auf den Lippen. Ich glaube du kannst ihn jetzt loslassen, ganz vorsichtig, nicht dass er fällt. Weiter sandte ich Ralph all die Liebe und Zuwendung die ich nur konnte, ich wollte ihm deutlich das Gefühl geben, dass ihm niemand böse war, dass ihn keiner verletzen wollte, dass er sich in absoluter Sicherheit befand. Ralphs durchsichtige Tränen benätzten meine Finger und ich wollte am liebsten mit ihm weinen. Seine Angst und sein Schmerz waren wie schon beim letzten Mal überwältigend und ich wollte nichts als alles irgendwie Besser zu machen. Doch natürlich ging das nicht und ebenso natürlich kam aus meinen Augen keine Tränenflüssigkeit, sie war vermutlich sowieso wieder zu niedrig.

[Saphir]

Das was Simon versuchte, schien zu funktionieren. Ralph beruhigte sich sichtlich und auch merklich. Schließlich gab Simon mir zu verstehen, dass ich Ralph loslassen konnte. Meine Programmierung schloss sich und ich konnte ihn sanft auf den Boden legen. Was hast du gemacht? fragte ich Simon, da ich immer noch nicht ganz verstanden hatte was los war und was er gemacht hatte. Bisher verstand ich nur, dass ich dank Simon von meinen schrecklichen ehemaligen Besitzern weg gekommen war. Ich verstand noch nicht welche Emotionen gerade im Spiel waren und wie Simon Ralph beruhigt hatte.

[Ralph]

Ich bemerkte kaum, dass ich losgelassen wurde und dann am Boden lag. Ich rollte mich zusammen, ähnlich wie eine Katze, und versteckte den Kopf zwischen den Armen, doch ich war wieder wesentlich ruhiger. Ich hatte das bestimmte Gefühl bekommen sicher zu sein, besonders als und während ich Simons Stimme hörte. Mein System beschloss, dass es das beste wäre sich alles in einem Standby beruhigen zu lassen und so schlossen sich meine Augen und ich wurde ganz still, meine LED zwar weiter unruhig, aber immerhin nun blau.

[Simon]

Ich beobachtete erst einmal wie Saphir Ralph auf den Boden legte und dieser sich offenbar in Standby begab, während ich meine Hand zurück zog und mit ihr einen kurzen Moment an meinen trockenen Augen zu reiben, ehe ich Saphir mit einem müden Lächeln ansah. Wir haben eine Verbindung hergestellt und ich habe ihm so direkt und ohne Umwege zeigen können, dass er hier sicher ist, egal was passiert. Dafür konnte er mir seine Ängste direkt übermitteln und sich so unmittelbar verständigen, während er die Kontrolle nach außen hin verloren hatte. Langsam kam der Schmerz durch die paar Schnitte und vor allem das Messer in meiner Schulter auf und ich verzog doch etwas das Gesicht, dennoch sah ich mich nicht nach Lucy um, sondern nach Sebastian, den Androiden, der als erstes von Ralph angegriffen worden war. Ist Sebastian okay? Er soll zu Lucy gehen und sich von ihr durchchecken lassen.

[Saphir]

Simon erklärte mir was passiert war und was er gemacht hatte. Ich nickte daraufhin, damit er erkannte, dass ich es verstanden hatte. Als er sich nach Sebastian umschaute, blickte ich zu dem andern Androiden, welcher auf die Aussage hin nickte und sagte, dass er dies tun würde. Du siehst aber auch echt übel aus meinte ich besorgt zu Simon. Ansonsten müssen wir eine Übergangslösung finden meinte ich ernst zu ihm. Weil spaßen sollte man mit dem Stich nicht fügte ich noch hinzu. Ich wusste nicht, was ich anderes sagen sollte. Sonst hatte ich immer die Verletzungen mit meiner Programmierung zugefügt und die nicht versorgt. Also was machte man in so einer Situation? Ich versuchte meinen Speicher zu durchforsten um irgendwas zu finden.

[Simon]

Ich lächelte Sebastian an, welcher meiner Bitte Folge leistete und zu Lucy ging, ehe ich mich Saphir zuwandte und den Kopf ein bisschen schräg legte. Es ist nicht so wild. Wenn Sebastian versorgt ist werde ich zu Lucy gehen. Ich kenne mich jedenfalls nicht genug aus um mich selbst hier drum zu kümmern. Ich deutete mit dem Kinn auf meine Schulter und hielt sie mit meiner gesunden Hand, damit ich sie stillhalten konnte und das Messer in ihr nicht mehr schmerzte als unbedingt nötig. Meine LED blinkte allerdings trotz meiner ruhigen und beruhigenden Worte gelb und wollte sich nicht recht beruhigen. Ich hatte meine Mühe die Warnungen auf meinem HUD zu sortieren, die natürlich immer wieder aufploppten und mir die Sicht verdeckten. Vielen Dank für deine Hilfe Saphir, wer weiß was ohne dich passiert wäre.

[Saphir]

Ich hatte keine Lösung in meinem Speicher gefunden und Simon klärte ich auf, dass er selber viel zu wenig über so etwas wusste. Was bedeutete, dass er sich auch nicht selbst darum kümmern konnte. Ich erkannte, dass seine LED weiterhin Gelb leuchtete. Aber seine Verletzung, welche ich offensichtlich erkannte, war auch nicht gerade klein. Genauso wie die ganzen Schitte, welche ich scannen konnte. Ich habe nur Geräusche gehört und als ich die Situation gesehen habe, hat sich meine Programmierung mit eingeschaltet. Ich bin darauf programmiert Leute fest zu setzten, sobald diese eine Gefahr darstellen. erklärte ich ihm sachlich. Trotzdem sehr lieb von dir, dass du dich bedankst. Das bedeutet mir sehr viel sagte ich ganz ruhig. Ihr seid meine neue Familie. Und über Familien habe ich nur mal gehört, dass jeder jedem hilft und man sich gegenseitig beschützt gab ich ehrlich zu

[Simon]

Du hast uns allerdings beschützt und das aus freiem Willen heraus. Ich finde du kannst stolz auf dich sein. Ich meinte meine Worte vollkommen ehrlich, denn gerade die ersten freien Entscheidungen waren oft die schwierigsten und die, die am meisten den eigenen Charakter zeigten. Saphir hatte sich dafür entschieden einzuschreiten und Sebastian und mich zu beschützen, das war eine große Sache und sprach auch sehr für sie selbst. Du bist jetzt Teil dieser Familie und wie du dich in dieser integrierst ist deine Entscheidung. Ich bin aber doch sehr froh, dass du diesen Weg gewählt hast. Ich lächelte Saphir win paar Momente an und sah dann mit zusammengezogenen Augenbrauen zu Ralph hinab. Würdest du mir noch einen Gefallen tun Saphir? Könntest du Ralph hier in eine ruhige Ecke legen? Wenn er aufwacht sollte er ein bisschen Ruhe um sich herum haben.

[Saphir]

Simon meinte, dass ich ziemlich stolz auf mich sein konnte. Danke meinte ich zu Simon. Irgendwie erwärmten seine Worte mein inneres, auch wenn ich nicht genau wusste, wie sich das anfühlte. Aber so wie ich mich gerade fühlte, musste es sich bestimmt anfühlen. Zudem sagte Simon, dass ich mich nun in diese Familie integriert hatte, mit der Entscheidung. Das was er dazu noch sagte, überzeugte mich von der Entscheidung, dass es richtig war, auszubrechen. Bei seinem gefallen nickte ich. Ja ich kümmere mich darum sagte ich mit festen Worten zu Simon. Soll ich dann bei ihm bleiben? fragte ich Simon. Da ich mir nicht sicher war, wie ich dann weiter handeln sollte.

[Simon]

Ich sah Saphir dankbar an, denn ich wollte Ralph das Aufwachen so leicht wie möglich machen, doch beschädigt wie speziell mein Arm gerade war konnte ich das alleine einfach nicht bewerkstelligen. Vielen Dank. Einen Moment sah ich nachdenklich zu Ralphs ruhiger Form hinab und schüttelte dann den Kopf. Ich denke es wäre besser, wenn du das nicht tust. Er kennt dich noch nicht gut, möglicherweise machst du ihm Angst ohne es zu wollen. Ich nickte nun nach links, dort wo eine der ruhigeren, dunkleren Ecken des Versammlungsplatzes war. Ich glaube da hinten wäre ein guter Platz für ihn, neben dem Container.

[Saphir]

Simon bedankte sich bei mir und ich nickte daraufhin. Auf seine nächsten Worte nickte ich. Alles klar sagte ich fest. Er nannte mir noch einen guten Platz für Ralph, wo ich ihn hinlegen konnte. Daraufhin nickte ich. So sanft wie möglich packte ich Ralph und brachte ihn zu besagter Stelle und kehrte dann zu Simon zurück. So das wäre erledigt sagte ich feststellend zu Simon und blickte ihn fest an.

[Simon]

Während Saphir so lieb war Ralph wegzubringen lehnte ich mich gegen die Säule hinter der der beschädigte Android seinen Anfall gehabt hatte und erlaubte es mir auch den Koof nach hinten an das kühle Metall zu lehnen und einen Moment die Augen zu schließen. Ralphs Gefühle und Erinnerungen wollten sich nicht recht speichern und fortschieben lassen. Ich fühlte zu sehr mit und ließ diese Dinge deshalb viel zu nahe an mich heran. Ich seufzte leise und schüttelte den Kopf, ehe ich Saphir zurückkommen hörte und mich wieder etwas ausrichtete. Wunderbar, ich hoffe er wird sich dort nach dem Aufwachen sicher fühlen, ich werde später wieder nach ihm sehen. Ich warf einen Blick um die Säule herum und konnte sehen wie Sebastian gerade Lucy verließ. Ich denke ich werde mich jetzt erst einmal verarzten lassen, so bin ich niemandem eine große Hilfe.

[Saphir]

Das hoffe ich auch stimmte ich Simon zu. Immerhin wünschte man sich nur das Beste. Zumindest dachte ich, dass man sich nur gutes wünschen sollte. Ich wusste nicht woran es lag. Schließlich sagte Simon, dass er sich jetzt versetzten lassen würde und ich nickte. Mach das sagte ich klar und knapp. Das erschien mir die beste Entscheidung in der Situation zu sein. Soll ich dich noch ein paar Schritte begleiten oder geht's? fragte ich nochmal zur Sicherheit nach. Er hatte Ralphs Gefühle auf dich genommen und einen verdammt schwere Stich Verletzung. Mein Gefühl war, dass es nicht die beste Idee war in komplett alleine zu lassen.